Allein auf weiter Flur – unterwegs mit dem Gravelbike auf der Trans-Bayerwald
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Um unsere Touren-Trilogie im Deutsch-Tschechischen Grenzgebiet zu vollenden, waren wir im Oktober nach der Blockline im Ost- und dem Stoneman Miriquidi im Westerzgebirge nun endlich auch in Bayern auf den Trails der Trans-Bayerwald unterwegs. Diese Strecke führt auf 700km durch die schönsten Ecken des Bayerischen Waldes. Und was sollen wir sagen? Die Strecke ist stellenweise sehr fordernd, nicht so sehr einzelne Passagen, dafür aber konditionell in ihrer Gesamtlänge. Wir durften 5 sonnige Tage im goldigen Herbstlaub verbringen und vieles über die größte Waldlandschaft Mitteleuropas lernen. Wir erkundeten endlose Wälder, schoben unsere bikes mächtige Bergrücken hinauf, wadeten durch wilde Flüsse und rollten sanfte Bergkuppen herab. Aber kurz mal von Anfang an:
Die Trans-Bayerwald ist eine Mountainbike-Reiseroute durch den Bayerischen Wald im Osten Bayerns. Zur besseren Übersicht ist die 700km lange Gesamtstrecke in eine Süd- und eine Nordroute unterteilt. Beide belaufen sich auf je ca. 350km länge und 8.300 Höhenmeter und sind in je 7 Tagesetappen unterteilt. Start- und Endpunkte sind jeweils Furth im Wald im Norden und Passau im Süden. Während die Südroute durch den vorderen Bayerischen Wald führt bietet sie Ausblicke auf die Donauebene und das Grenzmassiv.
Wir haben uns für die Nordroute entschieden, welche von Passau entlang des Dreiländerecks über den Šumava Nationalpark über zackige Waldpfade und aussichtsreiche Gipfel wie dem Dreisessel oder dem Großen Arber führt. Wir suchten hier die Ursprünglichkeit der Region und die absolute Ruhe in den tiefen Wäldern.
Allein diese Stichpunkte befeuerten unsere Vorfreude auf ein Abenteuer in diesem Herbst, der sich gerade nochmal von seiner goldigsten Seite zeigt. Wir oganisieren Bahntickets nach Passau, was mit dem Fernverkehr problemlos erreichbar ist. Etwas schwieriger erweist sich die Rückfahrt von Furth im Wald, da man von hier erstmal einen größeren Verkehrsknoten erreichen muss. Aber mit dem DB-Navigator ist das alles kein Problem.
Wir entscheiden uns für unsere Gravelbikes und sind uns sicher, damit einen Großteil der Trails meistern zu können. Das Gepäck verstauen wir in Rahmen-, Sattel und Lenkertaschen. Es ist nicht viel, schließlich planen wir, jede Etappe in einer vorgebuchten Unterkunft zu beenden. Bei der Buchung bemerken wir aber schon, dass es gar nicht so leicht ist, Übernachtungen nur für eine Nacht zu buchen und dann auch noch eine Unterkunft zu finden, die genau im Raster unserer Etappeneinteilung liegt. So schmelzen die vorgeschlagenen 7 Tagesetappen schon rein aufgrund der wenigen freien Unterkünfte auf 5 Etappen zusammen. Beim Streckenprofil war es uns wichtig nicht die Benchmark von 100km oder 2000 Höhenmeter pro Tag zu überschreiten. Das war auf der Nordroute gerade noch gegeben.
Wir gehen rein, unser 1. Tag:
Der Tag ist gekommen und wir starten im Berliner Morgengrauen: Abfahrt 6:35 Gleis 3 Berlin Südkreuz Richtung München. Lautlos gleitet der ICE durch die Felder und zerschneidet den Nebel. Langsam brechen erste Sonnenstrahlen durch die Dämmerung. Rehe stehen an der Strecke. Das Bordbistro öffnet seine Pforten. Ich finde in meiner Lenkertasche noch ein kleines überteuertes Taschenbuch aus der Schweiz: Doris Dörrie Die Heldin reist steht darauf. Ich schlage zufällig eine Seite auf und lese: Man fand heraus, dass besonders das Staunen heilsam ist. Wirklich schwierig ist es, in vertrauter Umgebung zu staunen…Auf Reisen hingegen, geschieht es fast von selbst. Meine Vorfreude steigt.
Tag 1 Passau – Breitenberg
6h und 3 Kaffee später entfalten sich meine Beine und ich verlasse den Zug auf Bahnsteig 5. Voll Koffein getankt wollen meine Beine los. Ich rolle durch die Altstadt der Dreiflüsse-Stadt, vorbei an den vielen Flußkreuzfahrt Dampfern, schlängele mich durch amerikanische Touristen, blicke auf den Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz und lasse den trubeligen Verkehr hinter mir. Der Einstieg in die Strecke kann perfekter nicht sein: es rollt sich leicht bergab am Donauufer, der Wind von schräg hinten, die Sonne im Gesicht. In Markt Obernzell verlasse ich das Ufer und klettere aus dem Donautal heraus. Über Waldpfade und entlang kleiner idyllischer Bachläufe rolle ich Richtung Wegscheid. Der Himmel hat sich mittlerweile zugezogen und erster Regen fällt. „Da wird nicht viel kommen“ denke ich und fahre weiter, ohne meine Regenjacke überzuziehen. Es wird doch immer intensiver, die Blätter werden nasser, auch im Wald bin ich nicht mehr trocken. Es muss kurz vor Wegscheid gewesen sein, wo ich mich dann doch geschlagen gebe und die Regenjacke raushole, allerdings ist mein Trikot zu diesem Zeitpunkt schon triefend nass. Langsam setzt auch die Dämmerung ein und ich sollte mich besser beeilen. In Wegscheid finde ich einen Bäcker und schiebe mir flink eine Leberkäs Semmel rein. Weiter gehts Richtung Breitenberg, der Regen immer stärker werdend, nasse Hände kühlen schnell aus im Fahrtwind. Da es nicht mehr weit ist, nehme ich es in Kauf keine weiteren Sachen nass werden zu lassen und verzichte weiterhin auf Regenhose und Handschuhe. Die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke lasse ich ungesehen liegen oder bemerke die entsprechenden Hinweisschilder gar nicht, der Aussichtsturm Friedrichsberg hätte mir aber auch bei Nebel und Dämmerung keine Weitsicht geboten.
Bereits in totaler Dunkelheit rolle ich auf die Auffahrt des Breitenberger Hofes, es brennt Licht die Tür ist offen. Erst im Flur vor der Rezeption wird mir klar, wie eingesaut ich dort stehe, um meine Schuhe eine braune Pfütze, Dreck hängt mir im Bart. Während ich das Fahrrad in den Schuppen schiebe sehe ich eine Gießkanne in einer Regentonne. Ich fülle die Kanne und gieße mir den Lehm von meine Beinen und Schuhen, begieße mein Fahrrad, meine Taschen und meine Trinkflaschen bevor ich wieder das Haus betrete.
Im Zimmer beende ich die Fahrt auf meinem Radcomputer und logge bei 67km ein. Nach einer heißen Dusche und einer zünftigen Portion Käsespätzle ist mein Bauch wieder rund und das Bett so weich und gemütlich.
Ich hatte es befürchtet und mich dementsprechend vorbereitet: Der Herbst hat sich bisher von seiner goldigsten Seite gezeigt, allerdings gab es Ende September bereits einen Kälteeinbruch und durch die sozialen Medien gingen Bilder von Radfahrenden in Schneewehen oder vor geschlossenen Passstraßen. In meinen Vierzigern muss ich mir nichts mehr beweisen, weshalb ich die Tour verschob in der Hoffnung auch Mitte Oktober nochmals Glück zu haben mit dem Wetter. Nach dem heutigen Tag prangt da aber ein Fragezeichen über meinem Kopf, ob das eine gute Idee war?
Tag 2 Breitenberg – Philippsreut
Der Wecker sagt es geht los, mein Körper hingegen dreht sich nochmals rum. Mein Körper liegt auch viel lieber als sich auf einem harten Sattel durchrütteln zu lassen. Durch den Vorhang fallen erste Sonnenstrahlen auf meine Bettdecke, Glockengeläut dringt an meine Ohren. Ich springe unter die Dusche schlurfe zum Frühstücksraum, esse mich ordentlich durch das gesamte Buffet von links nach rechts, von süß nach salzig, von warm nach kalt. Schmiere mir eine Kaisersemmel für die Trikottasche und schwinge mich in klammen Radsachen auf mein Fahrrad. Der Himmel ist so blau, als wurde er gestern vom Regen reingewaschen. Ich drücke start auf meinem Navi und schon rolle ich aus Breitenberg heraus Richtung Waldkirchen. Herrlich leicht und agil fühle ich mich im Sattel, was so ein Wetterumschwung alles erwirken kann.
Was ich bisher nicht so richtig verstehe sind die bayerischen Öffnungszeiten: ich komme durch Orte, die wie ausgestorben wirken, keine Läden haben geöffnet oder haben immer ausgerechnet dann Mittagspause, wenn ich an der Tür rüttele. Waldkirchen war mir zu früh für eine Pause also fahre ich in Neureichenau einen Abstecher zum Supermarkt und decke mich mit Leckereien für den Tag ein. Die Leberkäs Semmel darf natürlich nicht fehlen und wird fortan zum täglichen Highlight meiner Tour.
Hinter Neureichenau beginnt der Anstieg zum Dreisessel, welcher mit 1.300m einer der Höhepunkte der Tour ist. Im urigen Wald fahre ich entlang eines wilden Flüsschens, treffe keine Menschenseele und schraube mich stetig bergauf, bis ich in die Wolken eintauche. Leider liegt der Gipfel des Dreisessel nicht über den Wolken, so dass ich die bizarren Granitfelsen Formationen nur im Nebel erahnen kann. Viele Schilder zeigen mir, dass das Dreiländereck nicht weit sein muß, mein Handy loggt sich ständig in österreichische oder tschechische Netze ein. Auf dem Gipfel rolle ich mir Arm- und Beinlinge über meine klamme Haut. Eine kleine Stärkung im Berggasthof Dreisessel würde mir natürlich gelegen kommen, aber wie es der Zufall so will: Dienstags leider Ruhetag
So schlüpfe ich schnell in meine Regenjacke und rolle wieder ins Tal, denn bis zu meiner Unterkunft in Philippsreut sind es noch ein paar Höhenmeter und das Tageslicht wird bereits schwächer. In Obergrainet versuche ich noch die Stimmung mit einer Handvoll Nüssen und einem Riegel zu heben, aber es sieht so aus, dass ich wieder in die Dunkelheit fahren werde. Auf befestigtem Untergrund kann ich Entfernungen und die zu benötigende Zeit gut einschätzen, das was mich aber rund um den Haidel erwartet, sprengt meine Vorstellungen und läßt mein Vorankommen mit der Geschwindigkeit einer Schnecke vergleichen: der anhaltende Regen hat die Waldböden aufgeweicht und die Harvester haben die Waldwege in Mondlandschaften verwandelt, wo an radfahren nicht zu denken war: Ich schiebe und versuche nicht mit den Knöcheln im Schlamm zu versinken. Ein paar Kilometer versuche ich so zu meistern, mittlerweile in kompletter Dunkelheit, bis ich mich für einen Umweg über eine Bundesstraße entscheide, der Weg ist zwar länger, aber die Reifen können wenigstens rollen.
Auf der Bundesstraße wasche ich mit meinem letzten Schluck aus der Trinkflasche den Schlamm aus meinem Rücklicht. Es ist leicht nebelig und auf der Straße donnern 40-Tonner Richtung Tschechien, da ist mir ein helles Rücklicht definitv wichtig. Gegen 19:30 rolle ich die Auffahrt zum Haus Centa hoch und klingle an einem dunklen Fenster. Schnell werde ich mein Zimmer geführt und stand unter der Dusche, bin der einzige Gast, viele Radfahrende sind zu dieser Jahreszeit nicht mehr unterwegs.
Eine warme Küche gibt es in meiner Pension leider nicht, dafür finde ich ein paar Häuser weiter in der Sportalm noch eine vorzügliche heiße Suppe, bevor ich müde ins Bett falle.
Tag 3 Philippsreut – Regenhütte
Ich bereue das frühe Aufstehen nicht. Es ist noch dunkel jedoch bietet sich vom Balkon meines Zimmers eine atemberaubende Aussicht, wo sich gerade die ersten Sonnenstrahlen durch den klaren Himmel schneiden. Was für ein Anblick. Ich frühstücke schnell, in der Hoffnung möglichst lange in der Sonne fahren zu dürfen. Der Tag beginnt mit traumhaften Waldautobahnen entlang des Teufelsbachs, die Luft ist hier oben kristallklar, der Nebel hängt über den Wiesen, ich wische mir den gefrorenen Atem aus dem Bart. Ein so friedvoller Anblick beruhigt meine Seele und ich fliege förmlich, vorbei am Langlaufzentrum Finsterau rolle ich durch liebliche Auenlandschaften bis der Anstieg nach Mauth beginnt. Bis hierhin war der Streckenabschnitt mein absolutes Highlight.
In Spiegelau lade ich meinen Proviant im Supermarkt auf und fahre anschließend an dem großen Waldspielgelände vorbei, wo sich viele Kinder und Familien in der Sonne vergnügen. Für mich geht es weiter am Ufer der Flanitz, wo ich langsam aus dem Tal auf frisch geschotterten Waldwegen Richtung Schloss Oberfrauenau aufsteige. Von hier habe ich schon einen prächtigen Blick Richtung Großer Arber, dem Höhepunkt der Tour, den ich hoffentlich morgen bezwingen werde. Meine Vorfreude steigt.
Hinter Oberfrauenau sonne ich mich kurz am Ufer der Talsperre Frauenau lausche den Käfern, die im Sonnenlicht durch die Luft schwirren und beginne hinter dem Schloß Buchenau den knackigen Anstieg zum Kleinen Hahnenbogen (1.232m). Der ist ganz schön steil, zum Glück ist die Oberfläche befestigt, es gibt nichtmal Serpentinen, sondern geht einfach gerade den Berg hoch. Oben tanzen die Blätter im Herbstwind und die einbrechende Dämmerung erinnert mich daran, dass ich noch schnell zu meiner Unterkunft kurz vor Bayerisch Eisenstein rollen sollte. Den Abstecher zur ehemaligen Trifterklause, dem Schwellhäusel, spare ich mir, da ich hungrig und verschwitzt bis 19:00 in die Herberge einchecken sollte.
Ich logge den Tag bei 98km und knapp 1.800hm ein, die sich bei dem schönen Wetter gar nicht so lang anfühlten.
Tag 4 Regenhütte – Lam
Die durchgelegenen Matratzen im Hotel sind leider keine Empfehlung wert, dafür überzeugte das reichhaltige Frühstück, wo ich mich gebührend für den Anstieg zum Großen Arber eindecken konnte. Insgesamt, muss ich bisher sagen, bin ich überrascht von der Schwierigkeit, geeignete Wirtshäuser entlang der Strecke zu finden. In meiner Vorfreude dachte ich, dass es in Bayern doch sicher kein Problem sein wird, mittags zu einer zünftigen Pause einzukehren! Dieses Glück blieb mir bisher leider verwehrt, das mag allerdings in der Hauptsaison anders aussehen. Heute am Großen Arber sollte ich endlich aber Glück haben.
Ich starte früh und nehme direkt den Anstieg zum Großen Arber (1.456m), dem höchsten Berg des Bayerischen Waldes in Angriff. Lieblich leuchtet die Sonne durchs Laub und ich schraube mich langsam die Serpentinen empor. Die Dichte an Wandernden nimmt hinter Bretterschachten stetig zu und ich fühle, dass der Gipfel nicht mehr weit sein kann, hinter den Bäumen blitzen schon die zwei markanten Radarkuppeln des Gipfels auf. Die letzten Serpentinen meisternd lehne ich mein Fahrrad an das Gipfelkreuz und stolpere mit meinen Fahrradschuhen über die Felsformationen. Die Aussichten in alle Himmelsrichtungen sind überwältigend. So auch meine innere Gemütslage: ab hier wird es größtenteils bergab gehen und hinter dem Gipfel wartet die Chamer Hütte, ein Wirtshaus und einfache Übernachtungsmöglichkeit.
Ich warte nicht lange und nehme auf der Sonnenterrasse der Chamer Hütte Platz und lasse mir die Kraftbrühe mit Kaspressknödel und das Knödeltris schmecken und genieße den Ausblick auf den Gipfel. Zu meinen Füßen plätschert ein Brunnen und ich beobachtet das wuselige Treiben der Wandertouristen. Ich erinnere mich an die Worte von Dorris Dörrie: Ich schaue nur noch, lausche, rieche, taste, staune. Das reisen katapultiert mich in Pure Gegenwart. Vielleicht Reise ich deshalb so gern.
Gesättigt und froh, endlich ein geöffnetes Wirtshaus gefunden zu haben, trete ich die Abfahrt Richtung Lam an. Und wie herrlich es sich bergab mit vollem Bauch rollt. Der Schotter rasselt unter meinen Reifen und schießt ins Laub. Zu allem Überfluss fahre ich sogar an einem zweiten Wirtshaus mit gut besuchter Sonnenterrasse vorbei, der Berghütte Schareben. Ich kann es nicht fassen!
Nach Lam ist es nicht mehr weit, der Abend ist noch jung und ich checke das erste mal in meine Unterkunft vor Einbruch der Dunkelheit ein. Mein Bauch ist noch satt vom Mittag und ich falle früh auf das weiche Kissen und schlafe ein.
Tag 5 Lam – Furth im Wald
So langsam bin ich im Rhythmus, mein Körper will aufstehen und Fahrradfahren. Mir gefällt es keine komplizierten Entscheidungen morgens treffen zu müssen, sondern einfach aufstehen, anziehen, frühstücken (und zwar viel), packen (schön, dass ich nach ein paar Tagen weiß, wo alles seinen Platz hat) und Abfahrt.
Heute ist es nicht mehr weit und auch leider schon die letzte Etappe. Der Himmel ist bewölkt, Nebel liegt über den Tälern. Ich klettere aus dem Tal empor Richtung Jägerhübel und komme nochmal nah an die tschechische Grenze. Ich schiebe und trage mein Bike über steinige Trails, die mystisch in den Wolken liegen. Hier und da reißt der Himmel auf und ich sitze über den Wolken in der Sonne. Am Horizont grüßt mich der Große Arber und winkt zum Abschied. Ich setze mich auf einen Baumstamm und halte inne. Friedvoll und erfüllend waren die letzten Tage. Zeit, die Kraft der Orte einzusaugen und für die kommenden Wochen im Berliner Alltag zu speichern. Ich bin so dankbar die Möglichkeit zu haben, eine Woche nichts anderes zu tun, als Radzufahren und der Natur zu lauschen.
Hinter der barocken Wallfahrtskirche in Neukirchen beim heiligen Blut gönne ich mir das letzte Leberkäswecken der Tour, die Fleischerei war der einzig offene Laden im Dorf. Gestärkt nehme ich die letzten Kilometer in Angriff bevor ich in Furth im Wald die Tour beende und eine letzte Nacht in der Jugendherberge einchecke. Ein tolles und großes Haus, ich bin der einzige Gast für diese Nacht. Ansonsten ist das Haus leer und die Ruhe der Wälder begleitet mich in meinen Träumen.
Logistik
Alle Infos zur Strecke und Region über die offizielle Seite der Trans-Bayerwald
Hier kannst Du auch kostenlos das Starterpaket bestellen mit wertvollen Infos und einem kleinen Reisetagebuch mit Stempelkarte.
Anreise
Wir sind mit dem Zug zur Strecke angereist, das ging mit dem Fernverkehr der Bahn nach Passau unkompliziert und schnell. Schwieriger ist es da schon ab Furth im Wald: hier muß erst die Regionalbahn genutzt werden, die mich zu den Knotenpunkten in Regensburg, München oder Nürnberg bringt. Auch interessant: von Furth im Wald ist man in 2,5h in Prag von wo man unkompliziert mit dem IC nach Berlin und Hamburg fahren kann. Die Verbindung ist etwas langsamer als über Nürnberg mit dem ICE, allerdings muss nur 1x umgestiegen werden, was die Gefahr verpaßter Anschlusszüge drastisch mindert.
Unterkünfte
Im Grunde genommen kannst Du jede Unterkunft in der Region buchen und die Strecke fahren. Ein Liste mit potentiellen Unterkünften gibt es mit dem Starterpaket oder auch online hier. Viele Gastwirte entlang der Strecke sind auf Tourenfahrende eingestellt und bieten problemlos auch Übernachtungen für eine Nacht an. Sehr lieb und bemüht war die Gastwirtin im Haus Centa Frau Ortinger aber auch die Jugendherberge in Furth im Wald bot eine einfache und preis-werte Unterkunft ohne viel Schnick-Schnack. Wir hatten alle Unterkünfte vorab gebucht und waren erstaunt, wie viel auch in der Nebensaison ausgebucht war, obwohl kein Bundesland Ferien hatte.
Verpflegung
Die Verpflegung war stellenweise schwierig, vielleicht lag es auch daran, dass wir in der Nebensaison unterwegs waren. Aber Wirtshäuser haben sich tatsächlich selten auf der Nordroute uns aufgedrängt. An den wenigen Häusern, die wir passierten war entweder Ruhetag oder noch nicht geöffnet. In den Ortschaften gibt es stellenweise kleinere Einkaufsmöglichkeiten, diese hatten aber gerade über die Mittagszeit Pause. Wir hatten immer Proviant dabei, um auch längere Durststrecken zu überstehen. Wir haben uns vorab die Tagesetappe angeschaut und größere Ortschaften markiert, wo es sich lohnt nach einem Supermarkt oder Wirtshaus zu suchen, dabei hat uns uns diese Karte sehr geholfen.
Orientierung
Die Strecke ist durchgehend mit gut erkennbaren Schildern markiert, auch in beiden Richtungen. Bei rasanten Abfahrten sind die Schilder manchmal etwas klein, oder der Baum mit dem Schild umgefallen. Dennoch empfehlen wir auch den GPX Track auf dem Navi zu haben. Umleitungen sind auf der website vermerkt. Hier gibt es auch eine Liste aller Fahrrad-Reparaturstationen, wo man einfaches Werkzeug, Luftpumpe und Übersichtskarten findet (insgesamt 16 Stück verteilt auf die komplette Strecke).
Gut fanden wir auch die Komoot Collection von der Transbayerwald Hier sind neben der Nord- und Südroute für Mountainbikes auch Streckenversionen für Gravelbikes oder Vorschläge für kürzere Rundtouren vermerkt. Das hat uns bei der Planung erheblich geholfen. Nach drei Tagen hatten wir auch immer die Gravel Variante der Strecke auf dem Navi, falls wir mal wieder in Waldgebiete kamen, wo der Harvester die Wege umgepflügt hat. Das hat uns gelegentlich die Stimmung gerettet.
Thema MTB oder Gravelbike?
Wir fanden die Strecke (Nordroute) problemlos mit dem Gravelbike befahrbar, obwohl sie als Mountainbikeroute gelabelt ist. Auch fanden wir es nicht problematisch mit Fahrradtaschen unterwegs zu sein. Voraussetzung ist trockene Witterung und breite Bereifung mit groben Profil und die Bereitschaft hin und wieder mal abzusteigen zum Schieben. Wenn es wie bei uns ausgiebig geregnet hat, kann die Strecke stellenweise aufgeweicht und gerade Wurzeln sehr rutschig sein. Hier bitte Vorsicht! Dennoch glauben wir, dass der/die geübte Mountainbiker*in mit entsprechendem Federweg und mit nur einem Rucksack ausgestattet die Trails schneller und sicherer bewältigen wird als wir. Aber probiert selbst!
unsere Reise fand mit freundlicher Unterstützung des Tourismusverband Ostbayern e.V. statt.
Text/Fotos Studio Trautmann